Therapiezentrum

Rechenschwäche

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Was können Lehrerinnen und Lehrer tun?

Lehrerinnen, Lehrer und Förderkräfte sind gegenüber rechenschwachen Kindern oft hilflos. Warum? Weil in der Aus- und Weiterbildung das Thema Dyskalkulie überhaupt nicht oder nur am Rande (theoretisch) behandelt wird. Die Ausbildungsinhalte richten sich auf eine Methodik und Didaktik für Normschüler.

Ähnliches gilt für die gängigen Rechnungsbücher: Sie sind teils so aufgebaut, dass schwächere Schüler noch schwächer werden.

Es kommt immer wieder vor, dass Lehrkräfte das Ausmass ihrer Haltung für die Folgen einer Rechenschwäche nicht oder falsch einschätzen:

  • «Ich halte mich an den Klassendurchschnitt» ist keine Lösung und kann sich für das Selbstwertgefühl des betroffenen Kindes katastrophal auswirken. Hier wäre Zusammenarbeit mit Eltern und Therapeuten gefragt…
  • Andere Lehrer gehen stark auf die Kinder ein, bieten sogar Extraprogramme (in Zusammenarbeit mit Fachleuten). Dies kann aber oft nur beschränkt geschehen, denn Lehrplan, grösser werdende Klassen und der Anstieg der Schüler mit Problemen zehren an den Kräften.

Was tun?

Eine Rechenschwäche kann manchmal vermieden oder zumindest gemildert werden, wenn die Symptome oder mögliche Hinweise rechtzeitig erkannt werden.

Erkennungshinweise

Je früher die Lehrerin gewisse Schwächen der Schüler erkennt, desto eher kann sie den Schaden begrenzen und gezielte Massnahmen ergreifen. Aber aufgepasst: bei den folgenden Erkennungshinweisen handelt es sich um Hinweise, die ernst zu nehmen sind, die aber nicht gleich zu einer panischen Überreaktion führen sollen.

Nicht jede Symptomatik muss zu einer Rechenschwäche führen. Treffen bei gewissen Kindern die Hinweise zu, so können sie als Ausgangspunkt für eine gezielte Förderhilfe dienen.

Hinweise Ende der ersten Klasse

  • Im Umgang mit Spielmaterial, gelingt es dem Kind nicht, Objekte nach räumlichen Kategorien zu ordnen und zu klassifizieren (liegt hinter, vor, neben; ist gleich gross eckig und dünn; usw.).
  • Die Arbeits- oder Zeichnungsblätter sehen eher "chaotisch" aus.
  • Menschen werden nicht altersgemäss gezeichnet.
  • Die Schülerin hat Probleme, bestimmte Aufgaben im Heft oder an der Tafel zu finden.
  • Der Schüler hat Mühe, geometrische räumliche Anordnungen abzuzeichnen oder gar aus dem Gedächtnis zu reproduzieren. Die Grössenverhältnisse stimmen nicht.
  • Die Orientierung im Raum gelingt schlecht. Die Operationszeichen werden häufig umgekehrt (15-3=18), die Zahlen invertiert gelesen (32-23).
  • Der Schüler kann nur fehlerhaft rückwärts oder gar vorwärts zählen.
  • Beim Zählen von Gegenständen oder Figuren im Heft, ordnet es nicht exakt jedem Zahlwort einen Gegenstand zu.
  • Es fällt den Kindern zum Teil schwer, Geschichten in der richtigen zeitlichen Abfolge wiederzugeben.
  • Besonderes Augenmerk gilt den Kindern, welche Ende des ersten Schuljahres den Zahlenraum bis 10 noch nicht automatisiert haben und nur abzählend rechnen (heimlich!) und die, welche die Zahlenzerlegung nicht beherrschen.

Hinweise in der zweiten Klasse/Ende 2.Klasse

  • Es ist auf die Kinder zu achten, welche den Zehnerübergang überzählen (heimlich?), wie z.B. 7 + 5 = 8, 9, 10, 11, 12, anstatt den Zehner aufzufüllen (7 + 3 + 2).
  • Die Schüler merken die Analogien nicht:
    7 + 5, 27 + 5, 87 + 5, … rechnen sie jedesmal aus.
  • Schwierigkeiten bei Bündelungsaufgaben, insbesondere bei der Zehnerbündelung.
  • Vorgänger- und Nachfolgerzahlen bereiten Mühe.
  • Ziffern werden vertauscht. Eine Links-rechts-Orientierungsstörung? Oft nicht! Oft liegt es daran, dass das dekadische System nicht oder nicht sicher verstanden ist!
  • Probleme beim Verstehen und oder Umsetzen von Anweisungen. Probleme bei Textaufgaben.
  • Grosse Schwierigkeiten im Kopfrechnen, v.a. wenn die Schülerin die Zahlen und Operationsanweisungen nur hört und nicht sieht (eine auditive Merkschwäche kann nicht wegtrainiert werden).
  • Das Kind kann sehr schlecht schätzen (wie viele Schritte sind es bis zur Türe? Wie viele dieser Nägel musst du legen von hier bist dort?)
  • Das Kind besteht hartnäckig auf Anschauungsmaterial.
  • Das Kind rechnet langsam, bei Tests wird es nicht fertig.
  • Man hat den Eindruck, das Kind habe Konzentrations- und/oder Gedächtnisprobleme.

Hinweise in den folgenden Klassen

In den folgenden Klassen treten keine Störungen auf, die man nicht schon vorher hätte erkennen können. Eine nicht erkannte Rechenschwäche wird sich meistens ab der 3. Klasse ausgeprägt manifestieren.

Nehmen sie sich als LehrerIn die Zeit, herauszufinden, wie das Kind rechnet, indem sie es auffordern (im geschützten und wohlwollenden Rahmen), laut zu denken ("Sage mir genau, wie du 45-28 gerechnet hast, sage mir, was du gedacht hast, Schritt für Schritt."). Sie werden dann merken, dass sich das Kind bei vielen Fehlern etwas gedacht hat! Sie werden aber durch diese Fehleranalyse auch erkennen, welche typischen Fehler dieses Kind macht.

Schüler, die längere Zeit hinterherhinken, sollen abgeklärt werden. Zögern Sie bei Unsicherheit nicht, Kontakt mit den Eltern oder/und einer Fachstelle aufzunehmen. Versuchen sie herauszufinden, was bei den Hausaufgaben im Rechnen zu Hause abläuft. Wenn zum Beispiel regelmässig geholfen werden muss, so stimmt etwas nicht (auch wenn es in Frieden geschieht!), und es ist klar, dass regelmässige Hilfe die Unselbständigkeit des Schülers fördert.

Bei diagnostizierter Rechenschwäche (Dyskalkulie)

  • Informieren Sie sich eingehend über das Thema Dyskalkulie, sprechen Sie mit Fachleuten.
  • Suchen Sie den Dialog mit betroffenen Schülern und Eltern, das vermindert den Druck.
  • Erlauben Sie den Kindern, bei Kopfrechnungen Zwischenresultate aufzuschreiben, denn eine Merkschwäche kann nicht durch Rechendrill wegtrainiert werden.
  • Es hat sich gezeigt, dass sich konventionelle Methoden für rechenschwache Kinder eher eignen.
  • Stärken Sie das Selbstvertrauen betroffener Schüler (Verantwortungsvolle Ehrenämtchen eignen sich gut).
  • Vor allem : Informieren Sie sich darüber, wie lange die Eltern mit ihren Kindern Hausaufgaben machen und Prüfungen vorbereiten. Aus der Praxis kennen wir Beispiele, wo Eltern bis zu 4 Stunden an einem Tag mit ihrem neunjährigen Zögling gepaukt haben! Viele Lehrer sind nicht darüber informiert, welche Dramen sich zu Hause zum Teil abspielen.
  • Die Hausaufgaben sind eine Abmachung zwischen Lehrer und Schüler. Auftretende Probleme sollten Sie nach Möglichkeit mit dem Kind direkt lösen, ohne dass sich die Eltern ständig beteiligen müssen.